Sorge für ein unerfreuliches Willkommen!
Stetig bin ich auf der abenteuerlichen Suche nach ihnen – die goldenen Regeln, um Neulingen, Junioren oder Quereinsteigern den Start möglichst zu vermiesen. Softwareentwicklung ist hart und unfair. So soll es auch bleiben. Du hast gelitten, alle sollen leiden.
Diese Regeln entspringen nicht meiner bunten Phantasie, nein, sie werden in vielen Projekten, Unternehmen und Organisationen erfolgreich gelebt und geliebt. Sie sind nicht geheim, und gerne teile ich sie mit dir.
Deine konkrete Rolle ist da egal: Ob du nun Projektmanager, Teamleiter, Entwickler, PO oder auch Tester bist – solltest du derjenige sein, der den Neuling begrüßt, lade ich dich herzlich ein, die folgenden Hinweise, Tipps und Tricks zu beherzigen. Nicht jeder Tipp wird passen, Such dir einfach das für dich beste raus!
Die goldenen Regeln #1: Sorge für ein unerfreuliches Willkommen!
Am ersten Tag für einen Neuling gilt es nicht nur, technische und organisatorische Einstiegshürden zu überwinden (was das nichtvorhandensein von Equipment, Accounts und Zugängen betrifft, darauf gehe ich in einem späteren Teil dieser Serie ein), sondern man kann an dieser Stelle auch schon auf verbaler Ebene sofort die Saat für eine langfristige Demotivation sorgen. Schon ein erster Satz der Art „Naja, hoffentlich kannst du wenigstens etwas“, statt jemanden nett zu begrüßen, ist da ein guter Einstieg.
Weise auf jeden Fall darauf hin, wie schlecht doch die Atmosphäre ist, die im Team herrscht. Wenn du mit jemand aus dem Team einen Beef hast, kannst du hier auch schon mal deine Meinung kundtun und der Unvoreingenommenheit des Neulings entgegenwirken, zum Beispiel auch so: „Du wirst nachher noch den <hier beliebigen Namen einfügen> kennenlernen – der kann nichts, hält sich aber für den größten! Das ist eine Diva!“.
Du bist natürlich ein Projektveteran und hast schon viele kommen und gehen sehen – und du beobachtest, wie das Projekt immer weiter bergab läuft. Hinweise darauf sind auch wichtig (unerheblich, ob sie Tatsachen entsprechen oder du dein „Gefühl“ sprechen lässt), z.B. in dem du Aussagen wie „wir sind völlig out of budget“ (egal ob du Informationen über die finanzielle Lage hast) oder „wir fahren gegen die Wand!“ (unabhängig davon, ob du das „große Ganze“ überhaupt kennst) kommen immer gut an. Und wie gesagt, Softwareentwicklung ist hart! Aussagen der Art „Wir erwarten hier Leistung! Wer nicht liefert, fliegt, nur die Harten bleiben!“. Survival oft he fittest. Darwin würde das gefallen.
Bonus: Sollte es sich bei dem Neuling um einen externen Mitarbeiter handeln, hast du noch viele weitere Instrumente, dich bei der Begrüßung abwerten zu verhalten: „Naja, du bist ohnehin nur eine temporäre und vor allem austauschbare Ressource, über die wir hier frei verfügen können“ zählt noch zu den harmloseren Varianten.
Solltest du jetzt soweit inspiriert worden sein, dass du weiter darüber nachdenkst, dann fallen dir mit Sicherheit noch mehr abschreckende Dinge ein, die man einem Neuling schon am ersten Tag entgegenwerfen kann. Dabei ist es egal, ob du lügst, übertreibst, oder lediglich deine schlechte Laune beim Neuling loswerden willst – einfach raus damit! Vermiese dieser Person den Einstieg!
Dieser Artikel erschien erstmalig in der Java Aktuell 3/24: https://www.ijug.eu/de/java-aktuell/zeitschrift/java-aktuell-archiv/detailansicht-java-aktuell/java-aktuell-3-24-tools/
Falls du die goldenen Regeln gerne mal „Live“ höre möchtest, dann schau gerne mal unter den Terminen nach – ich bin mit ihnen bestimmt auch mal bei dir in der Nähe!
Alle Grafiken wurden mit Hilfe von Midjourney erstellt.